12von12 – Juni

Löchrige Erinnerung an einen warmen, abends stickigen Tag. Ich bin zwei Wochen zu spät mit diesem Beitrag. Zu spät zum Beispiel dafür, mit den Fotos vom Tag in der Liste bei Draußen nur Kännchen zu stehen. Dafür dort mehr von anderen.

1506121Ein frühes Frühstück, so für meine Verhältnisse. Lieblings-Discounterküchlein; wenn ich es esse, lasse ich den Zucker aus dem Kaffee
150612Endlich angefangen, Orange is the New Black zu schauen. Unfassbar, was ich verpasst habe, die Serie ist perfekt. Und ich so süchtig, dass ich morgens zum Frühstück eine Folge gucke, weil die zwei Folgen vorm Schlafengehen nicht genug waren.

IMG_20150612_115209Tägliches Ding. So sieht es aus, 750 Worte zu schreiben, wenn man nebenbei Serien guckt. Ohne Pause geht das sonst in bequemen 25 Minuten.

IMG_20150612_125754Meine Babys versorgt. Der Balkon ist voll wie nie zuvor. Tomaten, Paprika, Sonnenblumen, Kapuzinerkresse, Kürbis, Erdbeeren, you name it. Und ich brauche mehrere Gießkannenladungen, um sie zu füttern.

IMG_20150612_135002In der kühlen S-Bahn an einem Buch weitergelesen, das ich mir lang aufgehoben habe. Ich wünschte, Andrea hätte es lesen können, aber dafür hätte eh die Übersetzung gefehlt. Deutschsprachige Verlage, na, Lust?

IMG_20150612_140204Mich auf dem Messegelände verlaufen, bei der Mission, meine verbrauchte Uniform gegen eine frischgewaschene einzutauschen. Kein Wetter, um durch einen Glasgang zu laufen.

IMG_20150612_145421Und nicht die richtige Kleidung für dieses Wetter. Ich bin noch nicht auf Sommer eingestellt.

IMG_20150612_152903Nachhause gekommen, ein Geschenk im Briefkasten gefunden. Oh! <3

IMG_20150612_201009Der alte jüdische Friedhof, auf den man von der Krippe die schönste Sicht hat, im Juni.

IMG_20150612_215016Kind abgeholt. Wir haben ein Wochenende ohne Kindsvater vor uns und immer, wenn ich mit Kind alleine bin, mache ich Selfies mit uns beiden.
IMG_20150612_215749Langer Spielplatznachmittag mit Kind, erwachsener Freundin und deren Kind. Ich lasse die große Kamera daheim und bin viel entspannter. Eisessen. Dem meist zufriedenen Kind hinterherlaufen. Als wir im Sand sitzen und ich von Unilektüre zum gläsernen Aufzug erzähle, gestikuliere ich wild Mittelfinger in der Luft rum, woraufhin sich eine andere Mutter zu uns setzt. Ich weiß nicht, ob aus Sympathie oder Besorgnis um ihr Kind und dessen Sandspielzeug. Ich jedenfalls wünsche mir mehr Mütter mit Mittelfingern gegen das System.

IMG_20150613_011616Kind im Bett. Mit Strickzeug vor der nächsten Folge OITNB sitzen und bei geöffneter Balkontür auf das Gewitter hoffen.

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Die Spitze meiner Schuhe auf mit pinker Kreide bemaltem Boden.Die Füße in den Wind halten. Die Füße ganz weit in den Wind halten und das Gesicht auch und mit den Füßen nicht an Nadelwaldwipfel stoßen und mit den Händen gut festhalten, weil hui, Kettenkarussel. Eines, das so quietscht, als beherberge es die leisen Schreie verlorener Seelen, kein Scherz. Ich fahre allein Kettenkarussell und ehe die Runde um ist, fragt der Mann, der es bedient: „Nochmal?“ – Nochmal! Wir heben wieder ab, die vielen leeren Sitze und ich. Wir fliegen und weil ich Geburtstag habe, stelle ich mir vor, dass ich eine Prinzessin bin. Ich trage ein Kleid, das zum Geburtstagskleid wird, das zum Prinzessinenkleid wird. Meine Loafer, die aussehen wie die Schuhe von den unverheirateten Prinzessinen oder noch-nicht-Prinzessinen aus dem Grimms-Märchenbuch meiner Kindheit, habe ich sicherheitshalber ausgezogen. In der Luft Strumpfhosenbeine mit Laufmasche, darin Wind. Es ist angenehm, aber ich fühle nichts.

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Bye bye, Mai. Grün genug, und voller Zeug, das ich im März schon hätte machen sollen. Geld verdienen zum Beispiel, aber im März habe ich es für eine Bewerbung auf den Kopf gehauen. Viel Unerledigtes hier. Viel zu wünschen und wenig Umsetzungsvermögen. Im Baum am Balkon haben Raben oder Krähen gebrütet. Ich erkenne den Unterschied nicht. Jetzt hört man ihr Baby-Gekrähe. Oder Gerabe. Was es ist, es macht ein zärtliches Gefühl.

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gelesen: The Radical Doula Guide von Miriam Zoila Pérez. Wichtiges politisches Grundlagenwissen für alle Leute in Geburtshilfe und Schwangerenbetreuung, aber überraschend wenig Neues für mich. Trotzdem froh, an der Crowdfundingaktion zur Wiederauflage beteiligt gewesen zu sein.
Kurz und bündig – Die schnellsten Geschichten der Welt, „eingefangen“ von Daniel Kampa. Ethikbuchtextchen.
Und Lektüre für die Uni, von katastrophal (David P. Barash) zu Texten, die komplexe Verhältnisse augenöffnend gut zusammenbringen (Joan C. Williams).

geschrieben: einen Streikaufruf bei kleinerdrei, eine Übersetzung für das Magazin progress, mindestens 750 Worte jeden Tag, eine Play- und viele To-Do-Lists.

gesehen: die erste Staffel Fresh Off the Boat, alte Folgen Fireman Sam, simultanübersetzt fürs Kind, und 90er-Jahre-Krimis aus dem öffentlichen Rundfunk, weil ich vergaß, den Fernseher auszuschalten.

gehört: alte ESC-Favoriten rauf und runter, die neuen nach dem Finale als Ohrwurm beim Aufwachen, jeden Tag einen anderen. (Lettland, Serbien, Montenegro, Schweden, Georgien)

gerochen: Mandel-Pflegelotion. Meine Finger, nachdem sich ein Tomatentrieb zwischen ihnen befand. Pollen, die klebrigem Chlor ähneltem.

geschafft: lange und kurze Schichten Lohnarbeit an der Messe. Meine erste Rechnung geschrieben, anderes Geld angeleiert.

gelernt: wie man (nicht) damit umgeht, wenn ein Koffer aus der Garderobe verschwindet. Dass ich diese Arbeit wirklich gerne mache. Verschiedene Ballettbewegungen, und dass ich diese Sportart noch viel mehr wirklich gerne mache. (Und mehr Body Issues in allen Yoga-Gelegenheiten, an denen ich teilnahm, als im, ausgerechnet, Ballett.)

gesucht: eine These und Quellen für eine Hausarbeit, die an meinem Geburtstag fällig ist. Zeit, sie zu schreiben.

gefunden: Quellen.

gefühlt: verwundbar. Vielleicht ein Gewinn.