auf den Weg machen

Vom Alten: Es ist schwer, sich an Sachen zu erinnern, die nicht damit zusammenhängen, was im letzten Vierteljahr wichtig war.  Es war ein langes, tragendes Jahr. Kaktusfeigensaft macht mir den Weinersatz für Zurückguckmoment ohne Kamin. Innenblicken, Hautaußen. Wir fahren ans Meer und nehmen Badessenz mit. Wir fahren ans Meer, die Rückschaubesinnlichkeit als Honigkerze in den Koffer. Es ist nicht, dass ich mich nicht erinnere. Ich hege ein Ressentiment gegen Monate, die mir nichts taten, in denen ich nichts tat. Ich habe Haltungsschäden in Sachen Hildesheim erlangt, aber es soll ein feiner Abschied sein. Die Geste des Abklatschen: kein Feuerwerk, ein Auffächern.Wir fahren ans Meer; manchmal sollen Wellen helfen.

*24* – Die Zeit der Kostümproben…

…ist vorbei, die Feste sind gefeiert. Mit und ohne Glöckchen, mit Baum und Geschenken und Lichtern und Papier. Es ist den Krippenspielkindern vorbehalten zu singen. Das Christkind bekam einen Schlitten und gab allen uns was mit auf den Weg. Wir verteilten später unser Essen auf Fußböden und in Kloschüsseln, Waschbecken, Badewannen, Eimer, als Dank. O night devine, heiliges Fieber. Es kann jetzt unsere Namen, das Kind (gestatten, ‚doll), das ist ein zarteres Geschenk. Anderswo warten noch zwei Kalenderpralinen auf mich. Wir nehmen sie mit auf dem Weg Richtung Neujahr. Nur die süßen Sachen, die nehmen wir mit, und die guten. Sie kleiden uns.

*22* – Traditionen

Die Regelmäßigkeit, mit der man um das Adventsfinale was Zwischenmenschliches verkackt. Mit der Drohung bestraft werden, dass Weihnachten ausfalle; best before growing up. Danach macht man sich zwar nicht mehr so in die Hose, froh ist das da trotzdem nicht. Wenn liebhaben und denken-an im Stillen ginge und genug wäre. Aber es verhält sich wie mit dem Studieren: Geht darum, zeigen zu können, was man gelernt hat und weiß. Geht darum, den Menschen zu zeigen, dass man sie mag. Nicht, die guten Dinge im Innern zu hegen. Await my vowels: Wenn ich wach bin, will ich mich bei allen melden. Wenn ich vom Denken nicht immer einschliefe. Mein Kissen ist ein schlechtes Gewissen.

*21* – Fanmilie

[Foto von Klaus Hausbalk]

Superleuchtfun auf saisonalen Familienfotos. Ab heute werden die Tage länger, ab jetzt wird rückwärts in den Sommer gezählt. Hier muss ich mich entscheiden, was ich an Weihnachten tragen will, hier darf ich nichts vergessen, das unter Frankfurter Bäume oder ins neue Jahr will. Bereite dich, Zion, mit zärtlichen Trieben, den Schönsten, den Liebsten bald bei dir zu sehn. („[…] innere adventliche Sehnsucht.“) Sich alberne Indikatoren ausdenken wie: taking AAAAALL your feminist books to live with you at your boyfriend’s place -> serious business. Diesen Koffer wird niemand nicht tragen können.

 

*19* – zögerling

Wenn Adventskalender tägliche Pflicht sind, nicht Ungedudsverkürzer. Ich komm mit keinem hinterher, nicht denen, die ich esse, nicht dem, den ich betrachte, so überhaupt gar nicht dem, den ich schreibe. Vorsatz für das neue Jahr: Tageskalender im November vorbereiten. Blog like a pro.

*18* – vier

Vierter Advent, es brennen nur drei Kerzen. Die vierte war mal die zweite, dann hab ich die Flamme ausgespuckt. Seitdem geht sie nicht mehr, das Licht hält einen Atemzug, ehe es sich verzischt. Wir lesen wieder. Wir backen Pepparkakor, rollen sie dünn genug aus, dass sie das zweite Mal verbrennen; bis wir den Dreh raus haben. Wir naschen nicht viel, spielen lieber den ganzen Tag miteinander. Vier Meter Seil. Und wir arbeiten die Weihnachtsfilmliste ab:

  1. The Three Godfathers
  2. Die Muppets Weihnachtsgeschichte
  3. Die Geister, die ich rief
  4. Kevin allein zu Haus.

Es ist fast vier, als ich entscheide, mich ins Bett zu legen, es ist zu spät, um einen Zug um 8.13 Uhr zu bekommen, es wird 16 Uhr sein, da ich aus dem Bett klettere. FAIL hat auch vier Buchstaben.

 

*17* – (er)zählen

Wenn man es richtig machte, setzte man sich abends mit dem Tag hin, legte seine Hände auf den Tisch und flöchte etwas Erzählbares aus den Fingern. Macht man es falsch, kann man aus den Händen nichts mehr lesen, vorangeschrittene Tage.
Fotostudio, Mittagessen, Oxfam, Buchladen, Baumarkt, Einkaufsladen. Alles in schick, siehe Punkt 1. Jeder Punkt feiner zu zerlegen. Ein Tag, in dem Schnee liegt, in der Erinnerung, Menschen die Berger Straße betanzen, wie wenn der Geist der gegenwärtigen Weihnacht am Start ist, die Hände im Muff, die Röcke mit Schwungumfang. Sie kreiseln. Ich erinnere mich nicht gut.

Noch eine Woche bis zum Heiligen Abend. Erwachsenengedanke: Nur? Kindergedanke: Noch eine ganze Woche? Ich kann mich nicht entscheiden.

*16* – schrecken

Nicht so heiter: das erste mal seit sechs Jahren die Haare in professionelle Hände geben. Ich erinnere mich, wie es wehtat, wenn ich als Kind meinen Nacken ins Becken legte, und bin froh groß genug geworden sein, das zu genießen. Mindestens bis es tränenerregend brennt und später der Nacken Hämaton spielt. Ein Pony zu Weihnachten, aber verschnitten. Vorher wusste ich nicht, was für eine Frisur ich wollen könnte und weiß danach nicht, ob ich das gewollt habe. Am allerwenigstens weiß ich, warum ich so weinen muss.

Heiteres Hobby: Orchesterfails sammeln: