dunennstespathosichnennesleben

wirdgutweil. sgibtgründe. alsosoandersauch.

Nahm tatsächlich an, Wahres läge darin, sich das Beste zu versagen, weil es womöglich wehtäte. So Sicherheitshalber. So von vorsichtswegen. Ein Nein, und alles würde gut, weil alles nichts würde und das würde dann immerhin nicht schlecht. Kein Weihnachten, ein Beispiel.
Las Zeichen, denn es gab Träume (die Kurzsichtigkeit durch Hellsichtigkeit ausgleichen). Zeichen zeigten: einen Brief, darin Azadorno, auf Klebefolie zu sammeln, Mambo und SC|HERZlichkeiten. ~ zeigten: Grüße und Hallo und Kopfwuscheln. ~ zeigten: Pomelo, Blätterteigtasche, Kinderschminke. Was gemalt bekommen, Augen zu, Pinselkitzeln. Zeig mal!
Mach dann die Augen auf, sammle weiter, sage Ja. Auch dazu, dass es wehtäte, demnächst, das gehört dazu, wenn man was Schönes will, das gehört dazu, wenn man lebt, in echt, das ist das Wahre, das Tage leuchten macht.

Ey, wie konnt‘ ich das vergessen? Geh jetzt Sinnsprüche an die Wand hängen. Leb, Kuchen! A- a- a- a- staying alive, staying alive. Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, dann ist es noch nicht das Ende.

Mädchenkram.

Ich komme aus einer Familie, in der Handwerk und Pragmatismus eine so selbstverständliche Rolle gespielt haben, dass wir Kinder das nicht extra beigebracht bekamen. Für Handwerk und Pragmatismus waren ja nicht wir zuständig. Wir lasen Micky Maus und brachten den Papiermüll runter.

Ich bin in eine Welt gekommen, in der Menschen von sich sagen, sie könnten Sachen nicht, die sie nie gemacht haben, das ist ja auch irgendwie logisch, doch die Menschen machen diese Sachen dann nicht, sie seien grundsätzlich nicht in der Lage dazu, seien eben nicht dafür gemacht und machen sie dann nie. Das Steinzeitmenschengeschlechterding.

Ich bin in dieser Welt und glaube, alles können zu müssen, weil ich alles können will, weil ich keine Grenzen will. Es gibt Sachen, die will ich nur können, weil es untypischer ist, wenn Mädchen sie können und ich bin ein Mädchen und will, dass klar ist, dass Mädchen diese Sachen können können. Es gibt Sachen, die will ich können, weil sie praktisch sind, so wie es überhaupt praktisch ist, Sachen zu können. Es sind so Sachen, die jeder können kann.

Dann steh ich in der Welt, denke, ich habe gerade ein Bett zusammengebaut, ich habe ein Himmelbett ganz alleine zusammengebaut und den Lattenrost auch, obwohl ein Außenholm zu wenig im Paket war, habe das ohne Hilfe geschafft und ohne Fehler, bin stolz darauf und sage so oft „Ich kann das“ zu mir selbst, dass mir daran auffällt, wie ich mich im Defizit denke. Als müsste ich erst mich überzeugen. Als stünde das in Frage. Als sei das was Besonderes. Das ist, wo mir auffällt, dass ich ein Mädchen bin. Das und wenn die Welt sagt, „lass ma ’n paar Jungs holen“, obwohl die auch nicht mehr tun als die Anleitung zu lesen und zu tun, was die Bildchen vorgeben. Das ist, wo ich die Defizitdenke gelehrt bekomme. Dabei kann ich das auch. Nicht obwohl und nicht weil sondern ungeachtet dessen, dass mein Karyotyp 46,XX ist, zum Beispiel. Ich will das zugetraut bekommen, mit Selbstverständlichkeit, das und alles andere auch.

Buchmessendonnerstag

Prominenz, ich geb mir ein bisschen Prominenz, kann ja nicht immer nur junge deutsche Literatur-Literatur, darf auch mal bürgernahe Prominenz, ja, nicht der Willemsen, neenee, man muss ja auch echt nicht alles, nein, nur der Lobo, im Literaturhaus, der Sascha, der gute alte, wir sind sogar Facebookfreunde, auf du und du also, denn das macht man im Internet so. Immerhin wohn ich da und er ist manchmal zu Besuch, im Netz und in diesem Haus sogar auch. Willkommen, ne, mach’s dir gemütich.

Er erklärt zwischendrin immer wieder was, obwohl man ihm geraten habe, das nicht zu tun, aber wir sehen ja, dass seine Frisur ihn als Rebell auszeichnet, da passt das. Show don’t tell, mit Headsetmikro am Kopf statt einer Ankündigung.

Die Frau, die die Rückenlehne ihres Partners streichelt. Es sind immer die Frauen, die ihren Arm um die Herren neben sich legen wollen. Es ist immer der Sitz im Weg, weil die Herren, zurückgelehnt, nicht vorgebeugt, ihren Rücken nicht frei haben.

„Ich interessiere mich nicht nur für Erbärmlichkeit sondern auch für Lächerlichkeit, siehe Schnurrbart-Kopfhaar-Kombination.“

Dann sitz ich später auf einem Kistenkissen neben drei Säcken voll buntlackierter Tonbonbons, Traumdingen, hätte gerne eine Handvoll (wenn keiner hinsähe), nicht zum Lutschen sondern zum Drüberstreicheln (Geschmeide!) und wünsche mir, dass Annika Scheffel, die zuckersüßer ist, als ich mir vorstellen konnte, meine Freundin wäre.

Während sie liest Notizbuchnachdenken über diesen und denn letzten Tag. Ich habe vergessen, wer ich bin, in der Form von Gedichtblockabsätzen. Ich häng nicht mehr im Haus. Ich habe mich vertan. Es käme nur in dieser Woche darauf an. Dann weiter zuhören, was längst gelesen ist, mir fällt auch nicht mehr ein. Sie füllt das gut.

„Wenn Wellen das wüssten, vielleicht wäre alltäglich mit Sturm zu rechnen.“