30.1.

Verantwortungslose Entscheidungen, wie:

um 22 Uhr eine Serie anfangen, um 01:30 Uhr noch kein Ende sehen. Als Intermezzo ein weinendes Baby aus dem dunklen Schlafzimmer ins Wohnzimmer tragen, das im Hellen weiterschäft.

Die Serie ist Friends from College, oft genug witzig, aber nicht so, dass man sich nicht zur holy trifecta von raceclassgender einige Gedanken machen kann. Naja.

Ich kann mich nicht entscheiden, wo ich lieber hinsehen will, zum Fernseher oder zum feinen Gesicht, das an meinem Oberschenkel lehnt. Die hellen Brauen, so als hätte es keine, der softe Lidstrich des Kindes, ein goldener Wimpernschwung, der mich an das erste Kind erinnert. Dessen Lider nur einmal kurz gehoben, um zu gucken, was darunter ist; Regenbogenhaut, dunkel, ein Auge, keine Überraschung. What could have been. Und wie schön sich das neben mir räkelt. Ich weiß noch nicht, wie mir die Transition von Sofa Richtung ins Bett gelingt, aber solange das vor Sonnenaufgang passiert, bin ich auf der sicheren Seite.

29.1.

Lichterkette und Leitungswasser. Lider singen von:

Wimpern, Lippen, Leuchtmitteln in mir.

 

Von anderen (kleinen) Menschen erzählen wollen, weil ich selbst nichts erlebt habe, außer einer komplett durchgestrichenen To-Do-Liste. Das Gehalt war rechtzeitig da für die Semestergebühren. Dankbar, da ich nicht ins Dispo gehen kann. Dann darf ich jetzt übers neue Semester nachdenken, auf Seminare hoffen, die nicht parallel von vier bis sechs oder sechs bis acht gehen.

Es funktioniert gut, hier jeden Tag zu schreiben, weil ich weiß, alle können es sehen, es würde auffallen, wenn ich vorher schlafen ginge. Vielleicht brauche ich für die Uni eine ähnliche Strategie. Jeden Tag etwas teilen, das ich gelernt habe, oder so ähnlich . Jemandem ein Versprechen geben. Darüber muss ich noch nachdenken.

 

Regenwasser und Riechsalz. Dinge klingen so:

sie klimpern, sie kippen ins Feuchte von hier.

 

28.1.

Ehe das kleine Kind sich auf dem Sofa wachhustet, schnell zum großen Kind ins Kinderzimmer, um da zu schlafen. Tür ins Dunkle auf, da steht es selbst da, ein Schatten zwischen Duplo und Puppenkleidung. Ich erschrecke, es klagt. Ein Kettenrasseln, dass es nicht allein sein will, das kleine Gespenst. Kein Ding, Darling. Auf 90 Zentimeter kann ich mich noch besser ranschmiegen, meine Füße aufwärmen. Zwischen uns Sibi, sozusagen mein Puppenenkelkind, und ein Tiger von der VGF, den ich vor ein paar Stunden schon in den Schlaf begleiten durfte. Wir haben uns da die Carearbeit geteilt, das Kind und ich.

Montags gehen wir alle schwimmen, beide Kinder haben Kurse, beide Erwachsene teilen die vier Arme und vier Beine der Kinder aufeinander auf. Zu früh dagewesen heute, und mit den badebekleideten Kindern im Kreis um die Umkleiden und Spinde gerannt, Runde um Runde, und lieber als ums Becken herum. Wie knubbelig das kleine Kind wackelt. Wie lustig sie sind. Ich gehe mit dem Kleinen duschen, es ist vielleicht das Allerbeste am ganzen Schwimmbadbesuch, wie es sich unter die Dusche stellt, mit dem Gesicht nach oben, nassgeprasselte Augen, und duscht und duscht und duscht und duscht.

Eine andere Mutter getroffen, die bewunderte, dass mein Mann immer beim Schwimmen dabei ist, bei ihrem Mann sei das leider nicht möglich. Und ich denke, es ist schon eher so, dass ich mit ihm mitkomme, als er mit mir. So okay gerne ich im Wasser bin, das ganze An- und Ausziehen ist mir oft schon so viel Hassle, dass ich alleine nicht schwimmen ginge. Trotzdem bin ich gerne Support, damit er sich mit seinen zwei Händen nicht allein um vier Arme und vier Beine kümmern muss. Aber wenn nun ich dafür gelobt würde, das wäre auch weird. (Alle anderen, Mütter wie Väter, die jede Woche zwei Kinder anschleppen, schaffen das auch allein.)

Und dann schmiege nicht ich mich ran, sondern das schöne Kind an mich. Es ist eng hier, aber  genau richtig.

 

 

27.1.

Heute gibt es nichts zu erzählen.

Denke ich jeden Tag und dann ist doch etwas übrig, mindestens Krumen. Heute dachte ich an meinen besten Neujahrsvorsatz, nämlich im Auto wieder vorne zu sitzen. Das letzte Jahr habe ich wegen Baby immer hinten gesessen, und das große Kind vorne. Weil das Baby nun auch ohne mich zurecht kommt, ich es nicht mehr während der Fahrt stille(n werde). (Sue me).

Ach ja, Stillen während der Fahrt. Als ich es das erste Mal gemacht habe, Finger fest ins Kind verkrampft, mit Tränen, weil es davor so geschrien hatte, traute ich mich, es jemanden zu erzählen, so verboten und beschämend fühlte sich das an. Denn weil meine Brüste nie lang genug waren, um es in der Babyschale zu stillen, habe ich es abgeschnallt und währenddessen auf dem Schoß gehabt. Abends versucht zu ergoogeln, was die Höchststrafe dafür ist, aber es schien nicht schlimmer geahndet zu werden, als wenn Erwachsene ohne Gurt fahren. Dann wurde ich routinierter und gelassener. Habe kindersicherere Variationen auspobiert, als es im neuen Autositz mit dem Gesicht in Fahrtrichtung saß; habe mich dafür selbst abgeschnallt, in die entgegengesetze Richtung auf der Rückbank auf die Knie gesetzt und mit Blick zu den Autos hinter uns gestillt. Alles gechillt, bis wir in eine Verkehrskontrolle gerieten. Natürlich gerade als ich hinten das mittlerweile eher große Baby trinkend auf dem Schoß liegen hatte. Es jetzt noch in den Sitz zu pfriemeln wäre zu auffällig gewesen, es hätte sich auch beschwert. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, Richtung Baby geflüstert, dass es jetzt bitte bitte leise sei, Richtung Polizist gehofft, dass er das Baby für eine Puppe halte. Der Polizist steckte seine Nase durch das Fahrer_innenfenster und sagte irgendwas. Das Baby hörte was, neue Stimme, oh, aufregend, ließ den Nippel rausploppen und drehte sich, mit einem begeisterten Gurren, Richtung Polizist. Der leuchtete mit seiner Taschenlampe naürlich nach hinten, zu mir, zu uns. Oh fuck. Dann gab er meinem Partner den Führerschein zurück, wünschte er eine gute Fahrt und trat vom Auto weg. Tja. (Wahrscheinlich war das eine weirde Mischung aus White Privilege und Peinlichberührtsein wegen meiner nackten Areola.)

Jedenfalls. Das große Kind saß seit 2017 vorne und ich hatte kein gutes Argument, um selbst wieder vorne zu sitzen außer „Weil ich es sage!“ und „Ich will das jetzt aber!“, also alles ziemlich adultistisch. Oder: „Andere Eltern sitzen auch vorne!“ (Und wenn andere Eltern von der Brücke springen?) Ab und zu haben wir uns abgewechselt, Hin- und Rückfahrt, heute ich, morgen du, aber das war zu fragil, wenn die Laune kippte. Bis ich sagte, dass ich mir zum neuen Jahr wünsche, wieder vorne zu sitzen. Erklärt, was das ist, so ein Neujahrsvorsatz. Und dass das eben meiner sei. Seitdem sitze ich tatsächlich wieder vorne. Einfach so.

26.1.

Datenerhebung, ein Versuch.

letzte Nacht geschlafen: 3 Stunden, von 2 bis 5 Uhr. (Danke Baby.)

Lohnarbeit: 8 Stunden, dabei ca. 1000 Abstriche aus den Maschinen geräumt, ca. 500 eingeräumt und mindestens 4000 Abstriche nach Nummern vorsortiert, einzeln (wenngleich flüchtig) mit der Hand absortiert und in Kästen einsortiert.

Gegessen, von 5 bis 17 Uhr: zwei Bananen und diverse Kaffeespezialitäten aus dem Automaten.

Essen, jetzt im Bett: Pufuleti Mais, mit grünem Pesto.

Müdigkeit: so rich, beyond butter.

 

Und qualitativ: Ich habe wichtige Dinge (read: Demos, zu reproduktiver Selbtbestimmung) nicht geschafft, mit etwas Gram. Bin jetzt so müde, dass ich aufgedreht vor mich hin snacke und das Laken vollkrümele. Hatte abends die beste Zeit allein mit dem großen Kind, das verkündete, heute sei das beste Zähneputzen seit immer gewesen (it was). Die Erkenntnis, klarer, dass ich die Wochenbettzeit sehr mag, wenn Kinder weich sind und rumliegen, weil ich selbst weich bin und gut rumliegen kann, und dass ich die Kindergartenzeit sehr mag, wenn Kinder erzählen und rumsitzen, weil ich selbst gut zuhören und rumsitzen kann. Aber das dazwischen ist dann und wann ein Fragezeichen.

Ich sage so oft „mein schönes Kind“ zum großen Kind, täglich, mehrmals, das ich mich frage, ob das negative Auswirkungen haben könnte. Aber es ist wahr, und ich voll Staunen. Noch ehe ich wusste, dass ich es lieben kann, wusste ich, dass es schön ist. Selbst als ich dachte, ich kann es nicht sehen als sei echt, sondern nur in 2D, konnte ich sehen, wie schön es ist, ganz objektiv. Aber was ist das für ein Wert für ein Kind, schön zu sein. Mein zweites Fragezeichen für den Tag. Ehe ich Brei schreibe, ehe das Kleine schreit, lege ich mich lieber hin, schlafen. Eine Abwesenheitsnotiz.

25.1.

Lippen wie getrocknete Mandarinenspalten. Zwischen den Rissen schmeckt es süß, der Rest ist krispelig. Die schönste Zeit des Tages ist die, die ich nur für mich habe. Die Möglichkeiten. In der Realität: die verscrollten Möglichkeiten.

Ich überlege, ob ich irgendwas zum kleinen Kind erzählen soll, es liegt gerade mit dem Kopf zwischen meinem Bauch und meinem rechten Oberschenkel, aber ich habe gerade keine Story zur Hand. Oder:

Wenn ich einen Muttiblog / Familienblog / Elternblog (name it as you please) hätte, ich hätte die perfekte anonymisierte Bezeichnung für alle Familienmitglieder. Sie würde in einer Familienbio an der rechten Seitenleiste stehen so wie: Herzlich Willkommen in meiner kleinen Welt. Hier erzähle ich dir von allem, was mich so beschäftigt: #Feminismus, #shitiknit, #kinderkacke, #erwachsenenpups. Gemeinsam mit meinem Mann (Bär, 42), meinen beiden Kindern (Einhörnchen, 5, und Rotkehlchen, 1) lebe, liebe und lache ich ger… Nein, okay, nope. Also, naja. Ich wäre dann der Fuchs in der Auflistung, es wäre ein Waldthema, grafisch abgestimmt. Aber würde ein totes Kind in dieses Textgenre passen? Denn es sind ja drei Kinder. Wo bringt man es unter, das kleinste Älteste. Mein Keimling, 0, der jetzt unter einem Baum lebt, oder halt nicht lebt, passend zum entsprechenden WordPresstheme.

Oha, das klang vielleicht garstig oder bitter. Es ist anders. Innerfamiliär haben wir tatsächlich eine Waldmythologie am Laufen. Um so darüber zu schreiben, um Personen öffentlich damit zu benennen, ist es mir zu kitschig. Aber wie schreiben über Menschen, die man publizistisch nicht bei ihrem Passnamen nennen will, aus Gründen (obwohl sie so schöne Namen haben). Mit den Kindern ist es leicht, noch, in nüchtern. Das große Kind und das kleine Kind (manchmal auch: Baby). Kind 1, 2, 3 wäre abgekupfert, und außerdem, totes Kind, da ist die Nummerierung eine offene Wunde. Noch peinlicher, wenn es um den Partner geht. Freund fühlt sich passender an als Ehemann, was akkurat wäre. Vater der Kinder, wenn ich drei Schritte rückwärts aus dem Kitsch machen will, der mir an den Gummistiefeln klebt. Partner, als Kompromiss. Feels weird anyhow. Und Initialen für alle, da ist oft der Bezug nicht klar.

Am Ende ist die Frage eine Banalität, die bloß schwer greifbare Widerstände offenlegt, beim alten Versuch Privates in der Öffentlichkeit zu verhandeln. Wenn man gleichzeitig Heteronormativität nicht unhinterfragt embracen will, aber halt auch Kram beim Namen nennen. Es bleibt eine Frage.

24.1.

Full day, emptied out.

Nachdem ich die Kinder so früh wie möglich in ihren jeweiligen Kindertagesstätten abgegeben habe, hatte ich vier Stunden mehr als sonst, wenn mich erst die Mitaggssonne aus dem Bett zieht. Ich habe vor allem aufgeräumt. Die Reste vom gestrigen Tag in Wohnzimmer und Küche, die Folgen von Monaten Vernachlässigung im Schlafzimmer. Es ist ein alter Gedanke, er überrascht mich immer wieder: wie ich aufräumen will, um es schön und offen für kreative Arbeit zu haben, aber Aufräumen und Saubermachen ist eine Arbeit, die nie endet, die sich jeden Tag neu vor andere, schönere, vermeintlich elektivere Arbeit stellt. Ehe ich die Kinder wieder abholen musste, habe ich mich dazu gezwungen, nicht noch die Garderobe leichter zu machen, sondern im Hängesessel in einem Buch zu lesen. Aktuell I Thought It Was Just Me (But it isn‘t) von Brené Brown.

Abends, kommt der Vater der Kinder wieder, da schlafen sie schon. Ich nutze die Gelgenheit und heule mich aus (literally). Die Anspannung, vielleicht, sensible Themen, meinetwegen, alles muss raus, zwei zum Preis von einem, greifen Sie zu (eine Umarmung bitte). Das große Kind sagte, dass es froh sein, dass niemand unter der Hose die rosa Strumphose gesehen habe, sonst sagen wieder irgendwelche Kinder, dass es ein Mädchen sei. Mein Ohren wurden heiß vor Ärger, Baseballschläger in meinem Brustkorb vor Kummer. Ein Mädchen sein, als Mädchen bezeichnet werden, mit (vermeintlichen) Mädchendingen konnotiert werden, ist etwas Schamvolles. It is so fucked up. Wir reden über „Alle Farben für alle Kinder“, darüber, dass diese Fabrverteilung vor über 100 Jahren andersherum war. „Als Frauen noch nicht wählen durften?“ fragt das Kind. Ja, sage ich, als Frauen noch nicht wählen durften.

 

23.1.

Heute abend mit zwei Kindern alleine, morgen früh auch. Das ist ungewohnt. Ich muss sie wecken (mich von ihnen wecken lassen), sie anziehen, Zähneputzen etcetera. Mein Plan war, dass wir alle nach dem Sandmännchen ins Bett gehen, vor allem, damit ich morgen früh rechtzeitig wach bin. Es ging, wie es so geht, schwer, dann ging es wie von selbst. Meine laufende Nase und ich sitzen jetzt mit heißem Ingwerwasser im Bett, das große Kind schläft im Kinderzimmer, das kleine neben mir und räkelt sich schon.

Nicht viel passiert, heute. Yoga fand ich erst leicht, dann sehr schwierig, ich bin zusammengefallen, mit einem erschrocken angestrengten Schrei, dann lag ich lachend auf dem Boden. Das Beste daran war aber die heutige Begleit-E-Mail. In der stand:

Your body is already good, let’s work for it instead of on it.

Be disciplined about THAT.

Das habe ich gebraucht. Weil es schwierig ist, nicht die Diätgedanken anderer Leute auf mich selbst zu übertragen, weil es schwierig ist, mich davon zu entsagen, mir Essen versagen zu wollen, weil es ultraschwierig ist, nicht Sport mit einem Abnehmimperativ zu verknüpfen. Obwohl ich es besser weiß, wirklich, aber ich habe einen Körper in dieser fettfeindlichen Welt & my body has complicated feelings. Am Ende komme ich zum Glück immer auf Chill mal dein Leben und guten Appetit raus, aber boy, ist das eine Übung. Ich hielt mich so lang für zu undiszipliniert zum Abnehmen, aber vielleicht ist meine Disziplin einfach, das zu lassen. Worth the effort. My body is already good.

(Wieviel furchtbarer ich finde, was ich schreibe, wenn es gleichzeitig in der Nase knistert, am Knie juckt, an der Brustwarze saugt. Oh, the discomfort.)

22.1.

Mit links tippen, die rechte Hand zwischen die Rippen der Heizung gesteckt. Ich wünschte, mein kompletter Körper fände dazwischen Platz.

(Ich wünsche mir das nicht wirklich. Manchmal struggle ich und lese Reviews für Diät-Apps, aber dann wird mir schlecht und erinnere mich, dass ich mich lieber ausbreiten will in der Welt. Lieber soll die Heizung sich soft um mich legen.)

Morgen bin ich zwei Tage ohne Partner, bringe die Kinder allein ins Bett in die Kita ins Bett. Dafür brauche ich noch einen Plan. Am besten, wir gehen gemeinsam früh schlafen. Schlafen kann ich am Besten.

Schönster Moment heute: Der elektronische Spielzeugflügel spielt auf Knopfdruck eine Melodie als Autotune, ein Loop, ein Kind sagt „Tanzen“ und so nehmen wir uns alle an der Hand, Vater, Mutter, Kind, Kind und tanzen im Kreis zum Diskobeat. In einem Indiefilm wäre das ein anrühriger Moment gewesen, mit besserem Soundtrack, und auch ich hätte ihn gerne gefilmt, aber dann hätte ich aus dem Kreis treten müssen, wo wir Variationen tanzten: Jede Person einmal in die Mitte und ein Solo tanzen, die anderen an der Hand drumherum (ein überraschend kleiner Tanzbereich, ich schlackere mit den Armen Richtung Decke), dann weit auseinander und dann nah in Mitte  und wieder auseinander tanzen, dann die Kinder hochheben, die Kinder kreiseln. Alle tanzen wie sie mögen, alle zusammen, ist das der Moment, an den man sich mal erinnert, wenn man „Familie“ denkt? Ich wünsch mir das.

Dann muss wer aufs Klo, der Kreis löst sich auf, das Sandmännchen ruft. Noch ein kleiner Snack, eine kleine Krise und es geht ins Bett. Dahin jetzt auch ich, die Hand aus der Heizung, die Beine dankbar unter die vorgewärmte Decke.

21.1.

Ich gehe abends mit dem Besen durchs Wohnzimmer, fege Staub, Kram, Essensreste von zwischen den Stühlen und unter dem Tisch und aus den Ecken Richtung Zimmermitte, um es da leichter auseinanderzusortieren. Kommt mein Partner aus der Küche, wo er die Spülmaschine vollklapperte, und sagt: „Es tut mir so leid, dass du immer die Kehrarbeit alleine machen musst.“

Er kommt nachmittags nach Hause, wo ich zwischen Müllsäcken und Kleiderbergen stehe, weil ich meine Kleidung nach konmari-method aussortiert habe. Ich erzähle ihm, dass ich eigentlich noch die Fenster putzen wollte. Ob ich Hausfrau sein wolle, fragt er, im Scherz, verwundert, und ich spiele, dass mich ein Pfeil ins Herz trifft.

Aber Fragen habe ich doch. Jede einzelne Handlung kann ich für mich erklären. Die Fenster sind seit über zwei Jahren nicht geputzt worden, und ich war es nicht, die das zuletzt machte. Man könnte schon mal das Schneespay von 2017 abkratzen, das würde sich wirklich lohnen, so für die nächsten zwei Jahre. Der Gedanke, wie hell und klar es wäre, wie schön sich das sicher anfühlt, wenn mehr Licht reinknallt. Doch trotz Stay Home Club-Mitgliedschaft ist Hausfrau sein keine Option. So ungern ich mit beiden Kindern oder dem noch nicht sprechenden Kind alleine zuhause bin, weil ich gar nicht so sehr weiß, was anfangen, wie managen, so wenig will ich mit Wohnungsverantwortung alleine zu Haus sein. Ich mag es nur schön haben und leicht und offen, für meine Dinge. Dinge, to do.

Aber auch das: während er lohnarbeitet und ich manchmal morgens, öfter mittags, Zeit habe, eine Stunde nur auf der Toilette zu sitzen oder, nachdem er beide Kinder für die Kita fertig gemacht hat und mit ihnen losgeht, ich mich noch mal umdrehe, im Bett, und weiterschlafe. Da denke ich schon: I should pull my weight around the house. Dann mache ich, was mir dringend vorkommt. Und prokrastiniere damit andere Dinge. Dinge, to do.

A work in progress, das da.