27.1.

Heute gibt es nichts zu erzählen.

Denke ich jeden Tag und dann ist doch etwas übrig, mindestens Krumen. Heute dachte ich an meinen besten Neujahrsvorsatz, nämlich im Auto wieder vorne zu sitzen. Das letzte Jahr habe ich wegen Baby immer hinten gesessen, und das große Kind vorne. Weil das Baby nun auch ohne mich zurecht kommt, ich es nicht mehr während der Fahrt stille(n werde). (Sue me).

Ach ja, Stillen während der Fahrt. Als ich es das erste Mal gemacht habe, Finger fest ins Kind verkrampft, mit Tränen, weil es davor so geschrien hatte, traute ich mich, es jemanden zu erzählen, so verboten und beschämend fühlte sich das an. Denn weil meine Brüste nie lang genug waren, um es in der Babyschale zu stillen, habe ich es abgeschnallt und währenddessen auf dem Schoß gehabt. Abends versucht zu ergoogeln, was die Höchststrafe dafür ist, aber es schien nicht schlimmer geahndet zu werden, als wenn Erwachsene ohne Gurt fahren. Dann wurde ich routinierter und gelassener. Habe kindersicherere Variationen auspobiert, als es im neuen Autositz mit dem Gesicht in Fahrtrichtung saß; habe mich dafür selbst abgeschnallt, in die entgegengesetze Richtung auf der Rückbank auf die Knie gesetzt und mit Blick zu den Autos hinter uns gestillt. Alles gechillt, bis wir in eine Verkehrskontrolle gerieten. Natürlich gerade als ich hinten das mittlerweile eher große Baby trinkend auf dem Schoß liegen hatte. Es jetzt noch in den Sitz zu pfriemeln wäre zu auffällig gewesen, es hätte sich auch beschwert. Ich versuchte mich so klein wie möglich zu machen, Richtung Baby geflüstert, dass es jetzt bitte bitte leise sei, Richtung Polizist gehofft, dass er das Baby für eine Puppe halte. Der Polizist steckte seine Nase durch das Fahrer_innenfenster und sagte irgendwas. Das Baby hörte was, neue Stimme, oh, aufregend, ließ den Nippel rausploppen und drehte sich, mit einem begeisterten Gurren, Richtung Polizist. Der leuchtete mit seiner Taschenlampe naürlich nach hinten, zu mir, zu uns. Oh fuck. Dann gab er meinem Partner den Führerschein zurück, wünschte er eine gute Fahrt und trat vom Auto weg. Tja. (Wahrscheinlich war das eine weirde Mischung aus White Privilege und Peinlichberührtsein wegen meiner nackten Areola.)

Jedenfalls. Das große Kind saß seit 2017 vorne und ich hatte kein gutes Argument, um selbst wieder vorne zu sitzen außer „Weil ich es sage!“ und „Ich will das jetzt aber!“, also alles ziemlich adultistisch. Oder: „Andere Eltern sitzen auch vorne!“ (Und wenn andere Eltern von der Brücke springen?) Ab und zu haben wir uns abgewechselt, Hin- und Rückfahrt, heute ich, morgen du, aber das war zu fragil, wenn die Laune kippte. Bis ich sagte, dass ich mir zum neuen Jahr wünsche, wieder vorne zu sitzen. Erklärt, was das ist, so ein Neujahrsvorsatz. Und dass das eben meiner sei. Seitdem sitze ich tatsächlich wieder vorne. Einfach so.

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