Blattspiel, freihand, zurückliegend.

Mein Atem schlägt Wölkchen, uns fehlen die dünnen Trinkpäckchenstrohhalme, um Rauchen zu spielen. Kaltwach, Frankfurt. In einer anderen Stadt stehen noch Tomaten auf dem Balkon, ich nehme das an, denn es ist eine andere Stadt und ich nicht dort. Will die Friergewächse ins Zimmer ziehen, aber die regeln das da schon, wo ich müder geworden bin nachzufragen. Es ist Zeit, träge zu sein. Nebenan schläft ein Bär und ich mach auch nicht mehr, als zu schlafen, den Tag lang und dann ist es schon so schnell wieder dunkel. Bin nicht hin- und hergerissen; da, wo ich mit dir bin, will ich bleiben, für mehr bin ich zu müde. Den Wecker haben wir als Versuch im Kopf, eine selbstgesetzte Deadline, an die sich niemand hält. Gingen wir morgen ins Frische, flohmarktflanieren, ich hätte die Kamera nicht umsonst von der einen in die andere Stadt getragen. Ich trage sie auch wieder zurück. Aber ja, Nase im Wind und ihn essen wollen (der Duft!), erneut unnütz Bücher kaufen oder vielleicht finden wir ja ein Fahrrad, eines, das niemand als geklaut wiedererkennt und uns haut.
Sich Zettel und Aufkleber vom Einwohnermeldeamt zu holen reicht nicht weit: Gelegenheit,  denen entgegenzukommen, die empfehlen, „meld dich doch mal!!!“, aber mit wem beginne ich gerechterweise? Wie kann ich für andere außerhalb eines Bettes wach sein, wenn meine Glieder in Textilien liegen? Du sagst Herbst und ich Winter, trübe Feinsicht auf kalte Fenster. Elan wäre ein schöner Vorname. Ich habe Angst, sage ab und kann atmen. Kann meine Hand noch zweimal in ein Fell legen. Mich an dir stark sehen und du dich an mir wach.
(Ein Geheimnis verraten, das es noch nicht gibt, wie vor Dezember von Adventskalenderüberraschungchen erzählt. Das ist kein Fest.)

***

Habe auf meinem Zeigefinger einen Ring mit Glasklunker in Herzform. Den Millimeter, den er zu weit ist, rutscht er immer zur Seite, der Mittelfinger schiebt ihn im Tippen von sich. Ich klicke häufiger als ich tippe. Las die letzten Tage viele Texte zu ‚Silencing Women on the Internet‘, mit Schrecken und Erkenntnis, dass es keine argen Kommentare braucht, um mich still zu halten. Ich kann hier machen, was ich will, aber ich glaube, es taugt nicht, weil nicht gut genug für, weil nicht von Wert. Dass es anderen gefällt, ist nicht mein Lohn, es ist meine Legitimation. Inneres Ressentiment gegen mein eigenes Schreiben, mein eigenes Sprechen, mein eigenes ästhetisches Urteil.
Ich will Schönheit mit Substanz. Leichtigkeit aus vergangenen Wannenwassern, ich will dich wiederhaben.

*

(an so Absätzen so drei Stunden rumdenken.)

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