*15* – Swag

Ich trage ein Nikolausmützchen als Haarspange auf dem Kopf und vergesse es wie Tampons, die in Werbung getragen werden. Kinder sehen mich an, Kommunalpolitiker_innen lachen mich aus und stolpern. Trüge ich ein Geweih, sie würden mich vielleicht nicht so oft auf Fastnacht hinweisen. Es ist die letzte Stadtverordnetenversammlung vor Weihnachten und ich langweile mich leicht. Debatte zu Open Data, ich sticke das Jugendwort des Jahres in Steppstich in Blumenstoff. Nachgeschlagen kann ich es auf den Plenarsaal anwenden: Ms. Roth hat es. (& how she works her pants!)
Ein Grüne-Soße-See, er schwappt mir vom Teller an der Brust auf’s Samtkleid. Serviettenrettversuch. Ich werde hinter die Kantinentheke gebeten; um einen Tee auszusuchen vermute ich, da steh ich schon am Waschbecken. Eine Frau macht einen Lappen am heißen Wasser nass, reibt mir die hellgrüne Creme vom Kleid, sie sagt „Baby“ und meint es nicht böse.
Vom Rathaus auf den Römerberg, wir stehen gut und bekommen zwei Pferde im Karusselerdgeschoss. Die Außenhand am Zügel, die Innenhände ineinander. Wir halten uns fest, sehen uns an und nicht in Reitrichtung. Zu unserer Runde ist das Lied ein amerikanischer Klassiker, als wir absteigen singt Stevie Wonder und ich vergesse das schöne Lied von davor. Rückweg zum Römer, Passanten lachen: „Ah, des sin ja die zwei Verliebte von vorhin!“
Mir geht es anders gut, heute brauch ich den monatlichen Segen der Stadtverordnetenvorstehenden nicht. Ich reiche ihn weiter, mit leichter Hand:

Ich schließe die Sitzung und wünsche Ihnen einen guten und sicheren Nachhauseweg.

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