3/2012


Henning Mankell (übers. Heidrun Hoppe): Daisy Sisters

Ein Ferienwohnungsbuch, aus der Tagesbettschublade geholt. Eine Mehrgenerationengeschichte davon, wie die Frauen einer schwedischen Arbeiter_innenfamilie leben wollen und tatsächlich leben und was das Leben so schwer macht. Daraus kann man viel machen und man kann es gut machen. Naja. Ich esse meinen Teller leer, ich lese meine Bücher zuende, aber das: uff. Tempuswechsel als dramatisches Mittel, das ich gerne wegkorrigiert hätte, weil es stolpern machte, wo der Text sich sowieso nicht richtig in Bewegung brachte. Zusammenfassungsartig runtererzählt, tell tell tell, wenig zu sehen und in Haut zu kleiden. Der Titel passt nicht recht zum Inhalt. Vereinfachte Gesellschafts- und Familiendarstellung. Figuren, die sich kaum entwickeln, auch über Generationen nicht und die nachfolgenden Generationen auch nicht. Augenrollen, immer wieder: Das Mittel, mit dem die jungen Frauen von ihren Träumen ferngehalten werden, sind ungewollte Schwangerschaften. Nach Vergewaltigungen. Immer wieder.  Das ist zu einfach. Ungefähr: „Kurz vor meinem eigenen Leben, die Erfüllung des Berufswunsches bestätigt: Oh, ich bin schwanger? Na dann nicht.“ Was ist mit struktureller/ökonomisierter Gewalt? Als sei Mankell nichts Besseres eingefallen, um zu zeigen, dass Frauen es in der Gesellschaft schwer haben. Hmnajapff. Ein dickes und ein flaches Buch, grad knöcheltief und lau.
(Lieber gelesen habe ich auf schwedisch Slumpvandring von Majgull Axelsson, die aus einer ähnlichen Grundlage etwas vielmal Kunstvolleres gemacht hat; ein Buch, das bis zum Hals geht, wenn man auf Zehenspitzen steht.)

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