far and near
are all around –
Ich beende das Jahr wie ich es begann, mit Caroline Shaw im Ohr, mit Melodien, die meine Hände nachzeichnen. Partita for 8 Voices. Ich denke all der Dinge, die dieses Jahr in sich hatte, und wie es sich macht, im Vergleich mit all den anderen. Dabei ist der Unterschied nur, dass ich es ein bisschen besser dokumentiert habe. Ich kann es beweisen, und mich darin. Es verflog nicht bloß.
Eine partielle Sonnenfinsternis, eine vollständige Mondfinsternis. 19 Texte für kleinerdrei, was für die MISSY und für Frau Frohmanns Tausend Tode. Einen Pullover gestrickt, Regenbogengarn gesponnen. Tomaten und gelbe Paprika vom Samen zur Frucht gebracht. Karussell und Dampflokomotive gefahren.
Die Dinge, die außerhalb meines Schreibzimmers passierten, waren oft schlimm. Ich glaube, diese Konstante bleibt von Jahr zu Jahr. Zu sagen es sei ein gutes Jahr gewesen, politisch, das kann nur ignorant sein. Irgendwas ist immer. Schlimmer ist: Menschen sterben und sollen es nicht. Bei System und Struktur können wir uns wenigstens wünschen, dass was zu ändern geht. Doch Menschen sterben und es ist unumwünschbar.
Und für mich, in meinem Schreibzimmer? Willnichklagn. Ich kann mich tragen. Und habe alles ein Stockwerk höher geschleppt, das Schreibzimmer ist jetzt ein Kinderzimmer und Andreas alte Werkstatt unter dem Dach ist jetzt mein neues Schreibzimmer. Eine neue Werkstatt. Ich habe Jahreszeiten gesehen, sah Rabenkinder flügge werden und mein Kind singen lernen. War in Wien und in Berlin, wie das Jahr zuvor. Ich sah die besten Köpfe meiner Generation im Internet und mich von innen mit Brille. Jetzt ist es dunkel. Zeit, dem alten Jahr gute Nacht zu sagen.
Wunderkerze an und mit melancholischem Blinzeln raus.
Ich lese hier so gern.