22.2.

Das kleine Kind hat sich erbrochen und muss von der Kindertagesstätte abgeholt werden. Die Erzieherin ruft bei mir an, ich rufe beim Mann an, der das Kind dann abholt.  Ich hänge auf der Arbeit fest, er im Musikkurs des großen Kindes, es klingt durchs Telefon, als sei er auf der Autobahn und jedes Fahrzeug von Xylophonen betrieben. Er erzählt später, dass das kleine Kind sich beim Brechen die Hand vor den Mund gehalten habe, so als wolle es nicht auf den Boden kotzen, aber ein ganzes Mittagessen war zu viel für die kleine Hand.

Ich denke manchmal darüber nach, wie ich die Kita im Alltag nenne. Es ist komisch, wie unterschiedlich Kinderladen und Kindergarten ür mich klingen. Das erste klingt viel alternativer, wilder, mehr öko, obwohl das zweite ja literally ein Garten ist. Müsste meine Assoziation zu Laden nicht auch mehr mit Kapitalismus und Konsum zu tun haben? Und dann die sublimen Unterschiede in Status: das große Kind geht in einen Kinderladen, offiziell, weil er von einem freien Träger getragen wird. Im Alltag sage ich ich ultraselten Kinderladen dazu, sondern meistens Kindergarten. Weil Kindergarten normaler klingt, und dem Wort Kinderladen eine Coolness innewohnt, der ich mich nicht zugehörig fühle. Auch so, also wollte ich mich über andere Kindergartenkindereltern erheben, wenn ich Kinderladen sage. Die Gebühren sind ungefähr gleich (vom Essensgeld mal abgesehen), daher kommt es also nicht. Es ist vielleicht eher so ein bildungsbürgerliches Habitusding, das sich komisch anfühlt, wenn ich es in den Mund nehme. (Like a fraud.) Und so alternativ ist dieser Kinderladen gar nicht, allein in Genderfragen scheint mir eine größere Awareness im Kita-Eigenbetrieb der Stadt zu herrschen.

Anders schräg, weil nicht präzise sind die Bezeichnungen der Einrichtungen für Unterdreijährige. Krippe im städtischen Bereich und Krabbelstube bei den freien Trägern. Das kleine Kind ist bei der Eingewöhnung noch rumgekrabbelt, gut, aber sonst krabbelt da niemand. Also sage ich am Besten Kita. Zu allem.

Das kleine Kind krabbelt im Halbschlaf zwischen meinen Beinen und meinen Brüsten herum. Der Fiebersaft hilft, es weint nicht mehr, aber schläft stabil wie Esspapier. Ich würde mich gerne mal rumdrehen, aber bin noch nicht bereit für die Konsequenzen.

 

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