Nach Nacht mit Arbeit in Uhrzeiten, in denen andere Internetmenschen nur säuseln, es stiller ist, die Ablenkung innen wie außen weniger, nach Nachtarbeit zwischen Tippen und Grübeln und Sitzen, nach Nacht fast Tag am Start. Alle schlafen. Da dann spazieren gehen. Ich zieh mir meine Schuhe an (Klettverschluss), auf dem rechten steht außenunten am Rand „this is a low“, eine Referenz, eine Reminiszenz. Ich nehme meinen Schlüssel mit. Es ist bemerkenswert nett, sich in hellwerdenden leeren Straßen zu bewegen, nichts kaufen zu können, nur zu gucken und vielvielviel zu sehen, obwohl niemand Sachen macht. Zum Beispiel Kaninchenkinder unterarmnah, Regenwetter, Schaufensterlesezettel. Eine große Runde; hungriger und müde zurück. Dahin denk ich mir was Schönes aus: Stell dir vor, du gehst heim zu dem Menschen, mit dem du zusammenlebst, nach Spaziergang nach Arbeitsnacht. Dein Mensch schläft vielleicht noch, du deckst euch beiden einen Frühstückstisch, du weckst, du hast auch Wecken geholt, und Brezgen. Meinetwegen eine auf dem Weg gerupfte Gänseblume in einem Schnappsglas zwischen den Tellern. Du setzt was Warmes zu trinken auf, weckst deinen Menschen und milde wie trunken sitzt ihr in der Küche und teilt Taganfang. Das Radio bleibt aus, kann auch angemacht sein. Du erzählst vom Spazierengehen und Nachtsätzen, dein Mensch zieht sich an und macht sich auf den Weg zu einer geregelten Arbeit. In diesen Aufbruch gehst du schlafen, gerne ins vorgewärmte Bett. Wachst nachmittags auf, erledigst Tagwerk, bis dein Mitwohnmensch heimkommt, Zeit genug für gemeinsame Abendplanung, wenn’s sein muss. Du treibst und trödelst in die Nacht, arbeitest so richtigrichtig bis ins Amseltröten, gehst spazieren, Taghallo, Zweitmenschfrühstück und so weiter. Ich stelle mir das schön vor für Schreiben und Sommer und sowas. Der Zweitmensch nicht romantischer Grundkern sondern Funktionsvariable zum Gernhaben. Ich stelle mir das gut vor mit Spaziergängen und in-den-Tag-hinein-schlafen als Belohnung. Ich bin grad arg müde.
„Der Zweitmensch nicht romantischer Grundkern sondern Funktionsvariable zum Gernhaben.“ ♥
Besonders schön auch: Die ganze Formulierung „dein Mensch“.