Jetzt wieder neu ist jeden Monat über Gefühle staunen, die nur daher kommen, dass eine Menstruation nah ist. Schwere schlimme Kummergefühle, es fließen Tränen ehe Blut fließ und danach ist es wieder semiokay. Selbst wenn ich rechtzeitig erkenne, woher es kommt, ich komme nicht dagegen an, es fühlt mich und ich muss durch und staune, wie wenig eigentlich über unser Leben oder unseren Erfolg in unserer eigenen Hand liegt. Herkunft, Ressourcen, Bildungshintergrund, finanzielles Kissen, eh klar. Oder eben Hormone. Wir kann man irgendetwas schaffen, wenn man sich so FÜHLT.
Wie es auch nicht in meiner Hand liegt: Wenn ich gerne mehr da wäre, aber an die richtig schlimmen Dinge komme ich nicht heran, und alles, was dem ähnelt, alles, was zum Beispiel mit Tod zu tun hat, wenn Menschen sterben, ich komme da nicht ran. Verpackt in Pakete, eingeräumt in ein Regal, ein Unheil hinter Glastüren. So viel Unheil, so viel Schrank für so viel Unheil und es ist immer Platz für mehr Schrank und mehr Unheil. Ich weiß, wie das ist, wenn ein Mensch stirbt, dann fehlt, und weiß eigentlich gar nichts. Ich weiß davon, wie es sich anfühlen kann, ich will das nicht anfassen. Pipifax, aber: als Kind beim König der Löwen so weinen müssen, als Mufasa stirbt und immer noch weinen, als Timon und Pumbaa längst die Stimmung drehen und Larven essen und pupsen. Immerhoch heulen, bitterlich, über den Sessel gelehnt, bis in den Abspann hinein. Nicht fiktiv ein Elternteil verlieren und das einzige, was tröstet, ist die Vorstellung, sich nach dem eigenen Tod wiederzusehen, für Umarmungen, aber was wäre denn die Konsequenz aus diesem Trost. Ich muss das im Regal lassen. Oder: wie ich letztes Semester ein Seminar abbrach, weil ich einen Text über Depressionen nicht Wort für Wort analysieren wollte, aus Angst, er schleiche sich rein, und was dann. Ich weiß, was ich fühlen kann, wenn ich mich darauf einlasse, ich weiß es lieber, als es zu fühlen. Aber nur, weil ich feige bin.