*2* – übers Singen

Ähnlich dem Hin- und Herreisen von einem Kalenderchen zum anderen: ein paar Tage hat man verpasst, die macht man auf einmal auf, oder über den Tag verteilt. Überlege, ob es nicht klug sein könnte, die 24 Geschichten aus dem Kalenderbuch einen Abend vorher zu lesen, dann hat man Ideen für den darauffolgenden Tag und merkt nicht abends erst, was man alles hätte machen können. Oder am Abend den Tag vorschreibt, dann hat man abends keine Enge.  Als früher Warnhinweis: am 4. Dezember ist Barbaratag; findet Kirschzweige, stellt sie in Wasser und probiert mal aus, ob sie am Heiligen Abend blühen. Ist mir nur noch nie geglückt, weil ich jedes Jahr den Tag verstolper. Jedes Jahr wieder ein neuer Versuch in Kopfform. Jedes Jahr wieder der Versuch, das Kalenderbuch täglich zu lesen und vorgelesen zu bekommen und Adventsrituale in unregelmäßigen Tagen festzubinden.
Zu singen zum Beispiel. Und ich erinnere mich daran, bei Kranzkerzenlicht plus Lesekerzenstumpen auf einem grauen Sofa zu sitzen, in der Mitte und neben der, die ich da noch Papa nannte. Sie mit einem großen Buch in der Hand, drin Geschichten und Bilder und Bastelvorschläge für jeden Tag. Ich bin groß genug um lesen zu können,  mein Bruder ist klein genug, um schon im Bett zu sein, und zu zweit sitzen wir auf dem Sofa und singen. Wie das da ging, mit den Anfängen, ob sie mit einem Atmen einen Einsatz gegeben hat, wie Musik funktionierte, ehe ich ein Instrument gelernt habe, das weiß ich nicht. Ich weiß noch was von der Lichtfarbe auf dem Papier und Liedern, deren Inhalt mich überstieg. Ich hab was im Kopf von ihrer runden Stimme, die im Gesang auf eine Weise nach unten ging, die ich nicht nachmachen kann. Was Warmes. Dann im Dunkeln durch den Flur und schlafen gehen. This gnist und der Duft des ausgepusteten Dochtes im Dustern. Advent als jährlicher Versuch, an das ran zu kommen. Die gleichen Worte in den Mund zu heben, sie so auf der Zunge einzupacken, dass sie klingen wie ein Immer, das da schon ein Verfallsdatum hatte. Ich wärm was Abgelaufenes auf, weil ich sonst nichts zum Naschen habe. Aber Geschmack: Alleine singen ist ohne ihre Stimme, mit anderen Singen ist ohne ihre Stimme, nicht singen ist still. Nichtsdestotrotz, ich will es immer wieder probieren. Mindestens bis ich froh daran werde und leicht, weil es innen glitzert statt auf der Bindehaut.

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