*5* – Knospen

Kirschzweige haben ja Knospen. Irgendwie hab ich in all den Jahren Wunsch nicht darüber nachgedacht, wo aus dem Holz am Heiligen Abend denn die Blüten raus sollen, ist ja noch nicht Frühling, vielleicht passiert das alles erst, wenn man sie ins Wasser stellt, so als hätten Bäume keine Energieversorgung von ganz von selbst. Jetzt stehen sie im Glas und ich sehe, da sind schon Knospen dran und bereit und brauchen wahrscheinlich nur Wärme extra, um früher zu kommen. Wenn sie dahin kommen. Wenn sie nicht abbröseln. Wenn man so mit Zweigen rumstupst, fallen nämlich die braunböppeligen Knospen wie Käferchen zu Boden. Da, wo die Knospen sich bilden, sind die Zweigstellen (haha) ganz schrumpelig. Und ich denke einen gemeinen Vergleich, weite Zusammenhänge, Jahreszeitenkontext und so weiter. Die frischen Ästchen sind schrumpelig wie ein ganz frisches Kind. Sachen, die neu sind in der Welt sind vielleicht überhaupt erst einmal angeknautscht. Es passt ja mit den Kirschen und dem Blühen und der Weinacht als Neugeburtsfeierei. Ros entsprungen, Kind geboren, diese Dinge. Allerdings fallen die Knospen ja leicht ab. Nichts zwingt sie ins Blühen. Was ich mich fragte, als ich darüber nachdachte, wie oft es zufällig nicht gelingt mit dem neuen Leben: was für ein fieser Trigger ist die Weihnachtszeit eigentlich für alle, denen ungewollt eine Fehlgeburt passiert , die sich was wünschen und es nicht selber machen können, die es bekommen haben, aber nicht behalten können? Wie kommt es, dass mir das noch nicht begegnet ist? Wo gehen diese Traurigkeiten jedes Jahr hin?

 

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