*6* und *7* – Doppeltürchen

*7*

Das Bett zum Fenster. Gegenüber Raben, die tanzen auf dem Flachdach. Schwimmen am Fenster hinter Schneespraystencils vorbei wie Fledermäuse. Dafür ist es eigentlich zu hell. Es ist zu trüb, den Tag im Draußen zu begehen. Unter einer Decke gefüllter Schokoladenrippen dem Fenster entgegenliegen und sich die Lungen wund husten, der Assonanz willen. Womit Geschepper abfedern? Das Glück von Kräutertee, der sich rot färbt und nach Früchten riecht. Wir haben die tägliche Geschichte vergessen, eingeschlafen aus Versehen, es ist richtig so.

*6*

Nikolausmützen hätten sie tragen sollen, die zwei, oder wenn sie ein Team wären, hätte einer auch Knecht Ruprecht sein können, und zusammen wären sie die älteste Version des Good Cop-Bad Cop-Spiels.
Ich bin zu Besuch auf einer Regionalkonferenz in der Nähe und schau mir an, wie Michael Paris und Peter Feldmann sich schlagen. Für den Fall, dass sie sich hauen, trage ich passende Oberbekleidung. Sie hauen sich nicht, sie gehen so wenig aufeinander ein, wie die einzelnen Punkte ihrer Reden nicht miteinander verknüpft sind. I’m here for the show, aber in Sachen Style hätten sie im English Debating wenige Punkte bekommen. Das sind nicht die Regeln, nach denen sie spielen, aber als Debattierwettstreit wärs eloquenter. (Formexkurs: Ist nicht das ganze Leben eigentlich Debattierwettbewerb?)

Notizen:
Der Begriff Kita2000 und ich denke an Binfordprodukte.
Der Klassiker, „Kinder und Menschen“ in einem Satz zu sagen.
SPD als „Partei der Arbeit“. Partei der Arbeiter_innen würde ja allein nicht mehr zutreffen, aber Partei der Arbeit könnte auch eine prokapitalistische Partei heißen. Was passt:
„Ich bin bei de Leut. Auch bei de Leut in der Finanzwelt, der Kunst- und Kulturszene.“
Vorne sind noch drei Stühle frei. Eine ruft: „Wenn keiner kommt, leg ich hier die Füße hoch.“ Der Trick wirkt.
Plätscherklatschen, wo alle nicht so recht wissen, obs passt. (Die Redner haben die Pausendramaturgie nicht in der Hand.)
Der eine sagt, höhere Bildung sei bei Mädchen rückläufig. Dazu wüsste ich gerne mehr.
Über Menschen in Hochhaussiedlungen: „Ich kann mit ihnen sprechen, sie verstehen mich.“ Sollte es nicht umgekehrt sein?
Mein Lieblingsding: einer gerät ins planungspolitische Phantasieren, hat eine dünne Vision von Plätzen, wo alte Männer jungen Frauen hinterherschauen können und alte Frauen über die Kleidung dieser jungen Frauen meckern können. Das als Raum, in dem „Heimatgefühl möglich“ sei. Ich staune. Ich kotze. Wenn Sexismus und Lookism Grundpfeiler deiner Vorstellung von gemeinschaftlichem Zusammenleben sind: disqualified.
Oder als Antwort auf eine Frage zum Thema Diskriminierung: Dass Leute, die aus Herkunftsgründen zwei Ländern verbunden sind, kein Problem seien, er sie nicht als Problem sehe, sie könnten in ihre Heimatländer fahren und da mit Firmen Kooperationen für Frankfurt machen. Hier gehen wir.

In der großen Filztasche, die mein Schuh war, liegt Bebels „Die Frau und der Sozialismus“. Dahinein mehr Hoffnung auf Analyse und Haltung setzen, als in zwei OB-Kandidaten der Gegenwart.

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