So dringender Hunger, ich esse Pesto roh mit der Gabel aus dem Glas, weil ich nicht warten will, bis meine Convenience-Packung Nudeln mit Käsesoße sich von Pulver in eine warme weiche Mahlzeit verwandelt hat. Ich weiß auch nicht, wieviel Zeit ich habe, ehe das kleine Kind auf dem Sofa wieder ein kleines waches Kind ist.
Während es schläft, will ich die letzten beiden Wohnzimmerschränke leerräumen. Ein neuer Schrank soll her und fünf von acht alten Kieferquadern sind schon abmontiert. Drei tragen übergangsweise den Fernseher, zwei dürfen in meinem Arbeitszimmer (mehr Arbeit als Zimmer) weiterleben.
In den vollen Schränken stapelt sich Papierkram, Erinnerungsmaterial. Je eine Babykiste von L., R., T. und je eine von mir und meinem Bruder, darin unter anderem 30 Jahre alter Würfelzucker aus der Wöchner_innenstation.
In den vollen Schränken stehen festliche Gläser. Ich kann mich nicht entscheiden, was ich mehr brauche: 5 zueinanderpassende simple Weingläser, zwei etwas größere Weingläser, noch mit Sticker und einer Form, die mich ahnen lässt, die Gläser haben in ihrer Jugend Ballett gemacht, oder eins mit ebenjenem Habitus, aber viel größer. Wenn man was beweisen muss, oder für Insta-Posts mit dem Hashtag #winemom. Habe ich schon gesagt, dass ich eigentlich keinen Wein trinke?
In den vollen Schränken stapeln sich Kunstwerke, vor allem von großen Kind. Kleinkram. Schräubchen. Seifenblasenpackungen und Dias. Verfallene Briefe. Alles, was mal oben abgelegt wurde, damit Kinderhände es nicht erreichen. Sozusagen die miscellaneous items der miscellaneaous items.
Ich bin guter Dinge, das gleich zu schaffen. Sind ja vor allem gute Dinge, ne.