„Rate mal, was ich heute gemacht habe! Da kommst du nie drauf!“
„Deinen Führerschein? Einen Handelskrieg mit den USA angefangen?“
„Ja, okay, vielleicht ähnlich anstrengend.“
Ich habe heute etwas gemacht, was ich in meinem Leben noch nie gemacht habe, also freiwillig*. Ich habe Sportkleidung und Mütze angezogen, nur Schlüssel und Handy mit Kopfhörern mitgenommen, und bin im Park laufen gegangen. Warum? Weil ich neugierig war, wie es sich anfühlt. Wenn andere Menschen das machen, ohne weightloss goals oder so einen albernen Schnickschnack, wenn sie es machen, weil es ihnen gut tut oder Spaß macht, dann möchte ich wissen, wie das funktioniert. Warum tun die das, ist das nicht langweilig? Und anstrengend?
Was ich also ungefähr gemacht habe: im Minutenintervall Laufen und Gehen abgewechselt, mit Aufwärmzeit, fünf Minuten gehen, und Abwärmzeit, für den Heimweg. Was ich gelernt habe: dass sich das anfühlt wie Wehen haben. Der beste Moment ist, wenn der Begleitpodcast mir ein Zeichen gibt, langsamer zu werden, der Schmerz nachlässt und ich wieder Luft holen kann. Bis die nächste Schmerzwelle kommt und ich mich auf meine Atmung konzentrieren muss. Der zweitbeste Moment die lange, heiße Dusche danach. Auch nicht zu verachten: das nicht tun für Noten oder damit andere Menschen zusehen und eine Meinung dazu haben. Ich bin ihnen auf die beste Weise egal. Es ist ein Experiment, nur für mich. Kein Ziel; ich will keinen Marathon laufen, mein Körper ist genau richtig, wie er ist. Nur gucken, wie es sich anfühlt, vom Herzschlag bis zum Wind in den Wimpern, nur gucken, was ich sehe, unterwegs.
Noch viel besser: ich habe gerausgefunden, dass ich meine Ipad-Tastatur auf Rumänisch umstellen kann und so, wenn ich abends meine fünf Rumänischlektionen mache, nicht mehr ă und â via Copy-Paste aus dem Browser in die App tragen muss. Jetzt muss ich nur noch lernen, die beiden zu auseinanderzuhalten.
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* Stimmt nicht ganz. Ich bin mal mit einer Freundin zum Laufen mitgekommen, freiwillig, weil ich neugierig war, was sie da macht, ob es was für mich ist. Und um sie zu begleiten, etwas mit ihr zusammen zu machen. Aber dann war ich das 5. Rad am Wagen zwischen ihr und ihrer Essstörung, noch dazu ein platter Reifen, auf halber Strecke abgefallen und liegengeblieben. Nie wieder.