16.2.

To carry on. Obwohl alles wehtut, vom Stehen, vom Bücken. Gegen 23 Uhr von der Lohnarbeit nachhause gekommen. Eine Uhrzeit, in der Sicherheitsleute sagen, hoffentlich arbeitest du nicht mehr so lange und es ist nett gemeint, es ist aber auch was anderes: nachts oder im Dunkeln allein in der Pathologie ist nicht gruselig wegen Krankheit und Tod (dabei sind hier keine Toten, Leichen im Keller vielleicht, ansonsten allerhöchstens Zellen und Gewebe in Plastikdosen). Ich grusele mich mehr davor, dass jemand mit einem Schlüssel hereinkommt, wenn ich alleine bin, und mich erschreckt. Am Schlimmsten ist es, wenn ich weiß, da kommt vielleicht wer gucken, warum bei mir noch Licht brennt und ich bin in dem Raum mit den rauschenden Fernsehern und rauschenden Klimaanlagen und dann steht plötzlich jemand vor dem Fenster in der Tür und ich bekomme einen Herzinfarkt. Also ist es mir abends lieber, es kommt jemand gucken, ehe ich in diesen Raum gehe. Aber noch lieber, es käme niemand. Am Liebsten: genau zu wissen, dass niemand kommt, um nicht in diesem Limbo festzuhängen.

Die Frage ist nämlich auch: wie recht ist es mir, wenn fremde Männer wissen, dass ich irgendwo ohne Fluchtmöglichkeiten alleine bin? Die Abwägungen, die dahinterstehen. Ich mag es, zu vertrauen. Nur an die besten Absichten zu glauben. (This was fun when I was a girl. Until it wasn’t.) Es wäre leichter, wüsste ich nicht um die eigene Verwundbarkeit. Also drehe ich zwei Filme gleichzeitig, während ich ja eigentlich arbeite. Ich spiele die Sorgen herunter und gehe im selben Moment alle Szenarien der schlimmstmöglichen Dinge und meine Handlungsmöglichkeiten durch. Handy immer in Greifweite. Ich wünschte, es wäre nicht so. Ich wünschte, Erwachsenwerden wäre nicht eine Übung in genau diesen Dingen gewesen.

On a lighter note: Jeden Abend übe ich ein paar Lektionen Rumänisch mit App, alle zwei Tage gehe ich, wenn ich Zeit alleine habe, laufen. Mein Körper war so müde, als ich heute heimkam, die To-Do-Liste für den Tag ist immer noch viel zu lang dafür, dass er bereits seit einer Stunde rum ist. Ich habe heute mehr Rumänisch-Übungen gemacht, als vorgesehen war. Weil es so leicht ging. Viel leichter als gestern, obwohl es der gleiche Wortschatz ist. Alle Worte, von denen ich glaubte, ich könne sie nie auseinander halten, pahar, para, pruna, piersica, sie alle fallen jetzt von selbst an die richtige Stelle. Weil ich jeden Tag ein bisschen besser werde. Das ist ähnlich mit Laufengehen. Jedesmal geht es ein bisschen leichter. Als würde mein Körper mich von selbst tragen, immer ein paar Sekunden länger als das vorherige Mal. Das ist so schön. Progress.

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