„Ein guter Text findet immer einen Weg.“
Hat Thomas von Steinaecker vor ein paar Jahren mal auch in meine Richtung gesagt. Fand ich einleuchtend, find ich immer noch ermutigend. Allerdings auch:
Wie viele nichtgute Texte ihren Weg finden, schlechte Bücher werden oder Filme oder Speaking Gigs oder was auch immer. Oder, wieviele mittelgute Texte ihren Weg finden. Nichts dagegen, aber naja. Mut zu mediocracy, es kann ein Motto sein. Carry yourself with the confidence of a mediocre white man. Bleibt oft genug ein Scheitern.
Was ich mich heute frage: Sind Texte, die als gute Texte ihren Weg gefunden haben, objektiv gute Texte. Oder werden sie als gute Texte geframet, weil sie ein Netzwerk haben mit genau dem richtigen kulturellen Kapital, um einen mittelmäßigen Text glaubhaft als gut zu labeln.
Wenn man kein Netzwerk hat, oder nicht das passende, wie kann man trotzdem einen guten Text auf den Weg schicken? Oder: wieviel an einem guten Text ist Habitus, ist richtig gesetzte Codes, die die ansprechen, die sich ein Werturteil erlauben können, das was wert ist. Siehe das Geschlechterverhältnis auf Literaturpreislisten. Bland annat.
Oder: eh klar, dass es somewhat persönlich und individuell ist, welche Texte man gut findet oder nicht, Geschmacksunterschieden eben. Wie die aus Sozialisation und Klassenverhältnissen entstehen und bei weitem nicht so persönlich und individuell sind eben auch. Woran ich gerade denke, ist, inwieweit ein Text als gut markiert ist anhand seines Publikums. Wenn ein bestimmter Typus von Individuen einen Text gut findet, ob er dann „gut“ ist oder nicht.
Der gute Text als Machtfrage. Der gut vernetzte Text findet immer einen Weg. Oder: Der gut gefundene Text findet immer einen Weg. Kommt halt drauf an, wer ihn findet.